Die Begriffe Introversion und Extraversion stammen vom Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung. Introvertierte («nach innen Gekehrte») zeichnen sich laut Jung vor allem durch ihren sparsamen Energieverbrauch aus, sie sind vorsichtiger und begnügen sich mit einem einfacheren Leben. Extrovertierte («nach aussen Gekehrte») brodeln vor Energie und gehen mehr Risiken ein, werden daher aber, so Jung, im Durchschnitt weniger alt.
In groben Zügen gilt diese Erklärung der Über- und Unterreizung immer noch. So zeigte sich, dass das Dopamin-Niveau von Introvertierten sensibler auf Veränderungen reagiert. Sie brauchen auch weniger der anregenden Neurotransmitter als Extrovertierte, die wahre Dopamin-Junkies sind. Und weil physische Aktivität die Dopamin-Produktion erhöht, sitzen Extrovertierte selten lange still.
Untersuchungsmethoden, wie der PET-Scan, führten zu wieder neuen Erkenntnissen: Bei Introvertierten und Extrovertierten bevorzugt das Blut im Gehirn unterschiedliche Wege. Entspannt sich der Introvertierte, strömt das Blut in die Hirnteile, in denen innere Erlebnisse stattfinden, und ins Sprachzentrum von Broca, was auf «Selbstgespräche» hindeutet. Bei Extrovertierten hingegen saust das Blut in Hirnregionen, in denen Sinneswahrnehmungen verarbeitet werden. Anders ausgedrückt: Der Introvertierte verliert sich in Tagträumen, während Extrovertierte versucht, nichts um sich herum zu verpassen. Aus dieser Studie ging zudem hervor, dass Blutrouten im Gehirn bei Introvertierten komplexer verlaufen: «Die Informationen wandern langsam von Punkt zu Punkt. Das könne auch erklären, wieso Extrovertierte meist deutlich schneller auf Dinge reagieren als Introvertiere.