Wenn man nervös oder niedergeschlagen ist, hilft es, etwas Entspannendes oder Aufmunterndes zu tun. Und unangenehme Arbeiten sollte man am besten bei guter Laune beginnen. Das mag für die meisten Menschen trivial
klingen – doch genau diese natürliche «Stimmungsregulation» bereitet offenbar Menschen mit Depressionen Probleme. Das ergab eine neue Studie von Wissenschaftlern.
Es zeigte sich, dass Teilnehmer, die schon einmal die Diagnose einer Depression erhalten hatten, ihre Stimmung deutlich schlechter regulierten. Sie gingen etwa bei gedämpfter Gemütslage eher zu Tätigkeiten über, die sie noch
mehr herunterzogen. Je schlechter die Balance, desto häufigere und länger andauernde depressive Episoden erlebten die Probanden Berechnungen zufolge und desto negativer war ihre durchschnittliche Stimmung insgesamt.
Das gezielte Planen positiver Aktivitäten, das in der Depressionstherapie bereits verbreitet ist, könne vermutlich zu einer besseren «Stimmungshomöostase» beitragen, schreiben die Autoren. Denn es verhindere womöglich ein Abrutschen des Befindens über mehrere Beschäftigungen hinweg. Sport und religiöse Aktivitäten etwa entpuppten sich als zuverlässige Stimmungsaufheller. Denkbar sei beispielsweise auch eine App, die regelmässig nach dem Befinden des Nutzers fragt und ihn bei schlechter Gemütslage zu angenehmen Tätigkeiten anregt.
Auszug aus dem Magazin «Gehirn und Geist» 07/2020